Das Schicksal zeigt sich oft gern von seiner bizarreren Seite. Ich lebe seit einigen Jahren mit einem Medikament, welches Coumadin heißt. Der darin enthaltene Wirkstoff Warfarin ist ein Gerinnungshemmer. Mein Blut muss deshalb regelmäßig getestet werden, meine Ernährung muss einigermaßen konstant sein und ich muss generell etwas vorsichtiger sein.
„Oh, Sie haben das gleiche Problem wie Arnold Schwarzenegger!“ spricht mich der freundlich lächelnde Mann im hellgrünen Arztkittel an und überreicht mir sogleich eine Mappe mit sorgsam zusammengestellten Unterlagen. Diese soll ich bald darauf einem Herzspezialisten vorlegen. Ich bin nicht über die gesundheitlichen Probleme des bekannten Schauspielers informiert und fühle mich deshalb für einige Augenblicke fast erheitert.
„Herr Schwarzenegger hatte die selbe angeborene Fehlbildung der Herzklappe und musste sich deshalb vor einigen Jahren einer Herzoperation unterziehen.“ Ich muss wohl eine ganze Weile mit offenen Mund dagestanden haben. Meine Kehle fühlte sich etwas trocken an, als ich etwas völlig Belangloses herauspresse, nur um meinem Gesprächspartner meine Anwesenheit zu bestätigen.
„Diese Operation muss allerdings erst durchgeführt werden, wenn bestimmte Werte ein Limit unterschreiten, sodass wir keine weitere Alternative haben.“ höre ich. Ich erfahre, dass Zeit vergehen wird, dass es Jahre dauern kann, wie weit sich die Herzchirurgie entwickelt hat und vermutlich entwickeln wird. Alles Dinge, die man in so einem Augenblick vermutlich gerne hören möchte.
12 Jahre sind seitdem vergangen und ich empfinde tiefe Dankbarkeit.
Ich bin dankbar dafür, dass die Herzchirurgie so weit ist, dass es künstliche Herzklappen gibt und dass ich Medikamente erhalten kann, die mir ein lebenswertes Leben gestatten. Die große Narbe auf meiner Brust erinnert mich daran, dass ich meinen Teil getan und dass ich gekämpft habe.
Sie definiert mich.
Fühle ich mich durch die Einnahme von Warfarin eingeschränkt? Ja, manchmal schon. Aber das Gefühl begleitet mich nicht mehr so häufig. Ich führe ein sehr aktives Leben und bin davon überzeugt, dass mein heutiges Fitnesslevel um einiges besser ist, als es in meinen 30ern war.
Warum das so ist?
Ein gesunder Lifestyle und viel Bewegung sind für mich eben nicht mehr optional sondern ein Teil meiner Therapie.