In meinem näheren Umfeld, würde ich behaupten, interessiert sich die Mehrheit der Leute eher für das Abnehmen als für den Muskelaufbau. Fortschritte werden schon allein aus diesem Grund von vielen lediglich dann registriert, wenn die Waage die erwarteten Werte anzeigt. Das ist eigentlich schade. Mal ganz abgesehen von der Frage, ob der eigene Körper mit dem angepeilten Gewicht ohne entsprechende Muskelmasse wirklich ästhetisch wirkt, birgt das Fokussieren auf diesen einen Wert ganz viel Frustpotenzial.
Gewicht versus Körpermaße
Wenn ihr Abnehmen möchtet, geht es ja häufig eher darum, dass ihr [etwas] schlanker werden wollt. Vielleicht wollt ihr wieder in die (leider viel zu eng gewordenen) Lieblingshosen passen oder im Sommer am Strand nicht den ganzen Tag mit eingezogenem Bauch durch die Gegend laufen müssen.
Diese Dinge haben, wenn man mal genauer darüber nachdenkt, eher mit den Körperabmessungen und dann eben indirekt mit dem Gewicht zu tun.
Besser ist es meiner Meinung nach, wenn ihr euch nicht so sehr auf das Purzeln der Pfunde versteift, sondern die Maße an den für euch interessanten Stellen des Körpers nehmt. Dafür braucht es auch kein teures Equipment. Ein Schneidermaßband, das am besten schnell greifbar im Badezimmer aufbewahrt wird, reicht dafür völlig aus.
Was kann man messen?
Mit so einem Maßband kann man sofort sehr aussagekräftige Werte bekommen. Ich selbst messe regelmäßig morgens gleich nach dem Aufstehen und halte die Werte schriftlich fest. Das könnte man sicher über eine der zahlreichen Apps auf dem Mobiltelefon machen, ich glaube jedoch, dass man das auch sehr gut – ganz „Oldschool“- mit einem Notizblock erledigen kann.
Auf die Waage stelle ich mich am Ende auch, aber nur um alle Werte komplett zu haben. Das Gewicht kann ich so – zusammen mit den Körperumfängen – viel besser in den richtigen Kontext setzen.
Starte mit dem Taillenumfang!
Ich persönlich starte mit dem Taillenumfang. Das Oberteil ziehe ich für die Messung aus. Das Maßband lege ich dabei über den Bauchnabel, entspanne die Bauchmuskeln und atme aus. Das kann man auch zwei oder drei mal hintereinander machen, um einen sicheren Wert zu erhalten.
Auch wenn der Wert auf der Waage manchmal festgenagelt zu sein scheint, kann man am Bauch oft die besten Forstschritte beim Abnehmen beobachten.
Mit diesem Wert ausgestattet, kann man bereits nach der ersten Messung interessante Rückschlüsse ziehen:
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht in einem im Dezember 2008 veröffentlichten Report [1] ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen bereits ab einem Taillenumfang von 88 cm und bei Männern ab 102 cm.
Im gleichen Dokument befinden sich auch Werte der International Diabetes Federation (IDF), welche nicht nur niedriger sind, sondern auch die Herkunft mit einbeziehen. Hier müssen Männer europäischer Herkunft demnach bereits ab 94 cm und Frauen schon ab 80 cm ein erhöhtes gesundheitliches Risiko einkalkulieren.
Nächster Wert: Die Hüfte
Das muss ich vielleicht nicht extra anmerken, aber für das Feststellen des Hüftumfangs sollte man maximal dünne Unterwäsche an haben. Ich stelle die Füsse für die Messung übrigens eng zusammen. Stehen die Beine weiter als Schulterbreite auseinander, kann das Ergebnis bereits signifikant abweichen. Mit dem Maßband stelle ich dann den Umfang an der breitesten Stelle quer über Po und Hüften fest.
Mit dem eben ermittelten Wert ausgestattet, kann man einen weiteren wichtigen Eckpunkt bestimmen, der ebenfalls in dem bereits genannten Report [1] aufgeführt ist:
Das Taille-Hüft-Verhältnis (oder englisch Waist-to-hip ratio) wird errechnet, indem man den Umfang der Taille durch den Umfang der Hüfte dividiert. So ist ein Wert ab 0,9 bei Männern problematisch, bei Frauen ist ein WHR ab 0,85 bedenklich.
Bedenkliche Werte?
Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass man das Gespräch mit dem Hausarzt sucht, falls es sich um bedenklich Werte handelt. Das ist beim Thema „Abnehmen“, wo die Ernährungsumstellung und eine ausreichende körperliche Betätigung so wichtige Eckpfeiler darstellen, immer ein guter Beginn. Von dort aus wird man dann eventuell gleich an einen Ernährungsberater verwiesen und bekommt [hoffentlich] grünes Licht für entsprechende sportliche Aktivitäten.
Es gibt übrigens noch viele weitere Formeln, welche von den ermittelten Körpermaßen auf den Fettanteil des Körpers (KFA) schließen [wollen]. So werden die oben genannten Werte auch mit dem BMI ins Verhältnis gesetzt. Oder es wird mittels YMCA oder US-Navy Methode über eine Formel auf den KFA geschlossen. Das würde jedoch den Rahmen des heutigen Artikels sprengen und wird zu einem späteren Zeitpunkt sicher noch thematisiert.
Im heutigen Post geht es mir vor allem darum, dass man durch regelmäßiges Messen der Umfänge ein Werkzeug zur Hand hat, durch das wir die körperliche Entwicklung auch über längere Zeiträume noch nachverfolgen können.
Weitere interessante Messwerte
In jedem Fall haben die bisher genannten Werte nur Aussagekraft, wenn man neben den reinen Messungen auch das Datum vermerkt, um die weitere Entwicklung nachvollziehen zu können. Ein bisschen Geduld sollte man schon mitbringen, aber man sieht nach einiger Zeit, wo die Reise hingeht und ob man tatsächlich auf Kurs ist.
Welche Körperstellen messe ich noch?
Ich messe außerdem noch den Hals, die Oberarme, Brustumfang, Oberschenkel und Waden. Es ist oft erstaunlich, wie sehr sich manche Umfänge verändern, trotzdem die Waage störrisch immer den selben Wert anzeigt. Das ist in meinen Augen beim Abnehmen sehr motivierend!
Probiert es am besten auch einmal aus! Vor allem dann, wenn ihr euch durch diesen Post selbst dabei ertappt habt, bisher nur auf die Waage geschaut und dadurch demotiviert zu haben.
Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema. Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt keine Arztdiagnose.
- [1] Waist Circumference and Waist-Hip Ratio, Report of a WHO Expert Consultation, GENEVA, 8–11 DECEMBER 2008